Antizyklisches Recruiting in der Rezession

Es ist seit einigen Wochen offiziell: Deutschland befindet sich nach einer langen Phase des Wachstums aktuell in einer Rezession. In solch wirtschaftlich turbulenten Zeiten verfolgen viele Unternehmen eine eher konservative Personalpolitik: Sie frieren Neueinstellungen ein, reduzieren die Arbeitszeiten ihrer Arbeitnehmer oder bauen sogar Stellen ab. Andere Arbeitgeber suchen gerade jetzt neue Mitarbeiter: Schließlich gibt es wieder mehr freie Talente auf dem Arbeitsmarkt. Stichwort: Antizyklisches Recruiting. Wir beleuchten diesen Trend.

Artikel vom 24. August 2023

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Antizyklisches Recruiting: Eine Antwort auf die wirtschaftliche Talfahrt Deutschlands 

Laut des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden schrumpfte die deutsche Wirtschaft im Jahr 2023 in zwei Quartalen in Folge. Mit diesem Doppelminus befinden wir uns nun ganz offiziell in einer Rezession. Aktuelle Prognosen deuten darauf hin, dass ein wirtschaftliches Wachstum erst im Jahr 2024 wieder zu erwarten ist. Wobei es keinen Grund zu echter Sorge gibt: Der Abwärtstrend geht keineswegs steil bergab.  

Dennoch könnten einige Arbeitgeber gezwungen sein, im Recruiting auf die Bremse zu treten oder gar Personal abzubauen. Für Unternehmen, die derweil händeringend nach Fachkräften suchen, sind das wiederum gute Nachrichten. Sie haben jetzt wieder bessere Chancen, Talente zu gewinnen. Für sie ist antizyklisches Recruiting eine gute Möglichkeit, bestehende Lücken in der eigenen Personaldecke zu füllen.  

Was ist antizyklisches Recruiting? 

Antizyklisches Recruiting bedeutet: Entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt zu handeln. In der Rezession, wenn viele Unternehmen ihre Rekrutierungsbemühungen zurückfahren, sehen Anhänger dieses Ansatzes eine Chance, Top-Talente für sich zu gewinnen. Während konventionelle Recruiting-Strategien oft auf aktuellen Bedarf und wirtschaftliche Indikatoren reagieren, blickt das antizyklische Recruiting also über den Tellerrand und nutzt Marktschwächen als Chance. 

Das ist aus einem ganz bestimmten Grund vorteilhaft: In einer Rezession stehen dem Arbeitsmarkt oft mehr hochqualifizierte Fachkräfte zur Verfügung, die sonst nicht verfügbar wären. Unternehmen, die antizyklisch rekrutieren, können also von einem größeren Talentpool profitieren und sich so einen Wettbewerbsvorteil sichern. 

Die Vorteile von antizyklischem Recruiting 

Darüber hinaus kann antizyklisches Recruiting die Verhandlungsposition eines Arbeitgebers gegenüber Talenten stärken: Da weniger Unternehmen aktiv rekrutieren, dürften die Gehalts- und Benefit-Erwartungen aktiv suchender Bewerber moderater sein, was zu Kosteneinsparungen führen kann. Auch nicht zu unterschätzen ist der Wettbewerbsvorteil, der mit antizyklischem Recruiting einher geht. Mit neuen Talenten kommen schließlich neue innovative Ideen und Perspektiven ins Unternehmen.  

Nicht zu vergessen ist auch die positive Wirkung von antizyklischem Recruiting auf das Arbeitgeberimage. Ein Unternehmen, das in schwierigen Zeiten investiert und Mitarbeiter einstellt, demonstriert Stabilität. Dieser Aspekt ist für viele Talente zu einem wichtigen Attraktivitätsmerkmal geworden – Studien belegen das immer wieder. Das erhöht die Chance auf einen Recruitingerfolg immens.  

 

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Implementierung eines erfolgreichen Programms 

Antizyklisches Recruiting kann für Unternehmen also eine regelrechte Goldgrube sein. Aber wie genau setzt man ein solches Programm erfolgreich um? Der Schlüssel liegt in einer durchdachten Strategie und konsequenten Umsetzung. Zunächst sollten Unternehmen klare Vorstellungen davon entwickeln, welche Positionen und Fähigkeiten für den Geschäftserfolg besonders wichtig sind und schnell besetzt werden sollten. Mit dieser Klarheit können sie gezielt nach den gewünschten Talenten suchen. 

Außerdem sollten Arbeitgeber auf die richtige Methode setzen: Im Vergleich zu aufwendigeren Rekrutierungsmaßnahmen wie etwa Headhunting oder ausgedehnten Rekrutierungskampagnen sind Stellenanzeigen beim antizyklischen Recruiting das Mittel der Wahl. Sie erreichen gezielt aktiv suchende Talente, sind kosteneffizient und bieten einen guten Bewerberrücklauf. Vorausgesetzt, Ihre Stellenanzeige erfüllt ein paar wesentliche Kriterien. 

Für eine Top-Stellenanzeige sind folgende Elemente relevant: 

  • Eine klare Jobbezeichnung: Der Titel der Stelle sollte präzise und branchenüblich sein, um Missverständnisse zu vermeiden und die richtigen Bewerber anzusprechen. 
  • Detaillierte Jobbeschreibung: Beschreiben Sie klar, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten die Position mit sich bringt. 
  • Qualifikationsanforderungen: Neben den fachlichen Qualifikationen sollten auch soziale Kompetenzen und andere wünschenswerte Eigenschaften aufgelistet werden. 
  • Unternehmenskultur: Ein kurzer Abschnitt über die Kultur und Werte des Unternehmens hilft, Kandidaten zu gewinnen, die nicht nur fachlich, sondern auch kulturell gut ins Team passen. 
  • Benefits: Neben dem Gehalt sollten auch andere Vorteile wie Fortbildungsmöglichkeiten, flexible Arbeitszeiten oder betriebliche Altersvorsorge hervorgehoben werden. 
  • Ansprechendes Design: Eine übersichtliche, professionelle und ansprechende Gestaltung der Anzeige kann die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerber erhöhen und das Image des Unternehmens stärken. 
  • Call-to-Action: Am Ende der Anzeige sollte ein klarer und motivierender Call-to-Action, also ein Aufruf zu einer Handlung stehen, der die Kandidaten dazu ermutigt, sich zu bewerben. 

Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis 

Dass antizyklisches Recruiting durchaus erfolgsversprechend war und ist, zeigen die Beispiele verschiedener Unternehmen, die in wirtschaftlich unsicheren Zeiten gezielt rekrutiert haben und so einige ihrer besten Talente gewinnen konnten.  

Hier sind unsere Top Five: 

  1. Southwest Airlines in den 1970ern  
    Während der Ölkrise in den 1970ern bauten viele Fluggesellschaften Personal ab. In dieser Zeit packte Southwest Airlines die Gelegenheit am Schopf und stellte qualifizierte Piloten und Crew-Mitglieder ein. Dies legte den Grundstein für das Wachstum und den späteren Erfolg des Unternehmens. 

  2. Apple während der Dotcom-Blase  
    Nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 stellte Apple talentierte Ingenieure und Designer ein, die zuvor bei gescheiterten Start-ups gearbeitet hatten. Einige dieser Mitarbeiter spielten eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Produkten wie dem iPod, iPhone und iPad. 
     
  3. JPMorgan Chase während der Finanzkrise 2008  
    Während der globalen Finanzkrise ergriff JPMorgan Chase die Gelegenheit und stellte in großem Umfang neue Arbeitnehmer ein. Dies ermöglichte es dem Unternehmen, sein Geschäft auszubauen und eine führende Position im Finanzsektor einzunehmen. 
     
  4. General Electric (GE) in verschiedenen Krisen  
    General Electric hat in seiner Firmengeschichte immer wieder auf antizyklisches Recruiting gesetzt und häufig Marktabschwünge als Gelegenheit genutzt, talentierte Mitarbeiter von Konkurrenten oder aus krisengeschüttelten Branchen zu gewinnen. 
     
  5. Hewlett-Packard (HP) in den frühen 2000ern  
    Nach dem Platzen der Dotcom-Blase setzte auch HP auf antizyklisches Recruiting, um talentierte Ingenieure und Techniker zu gewinnen, die in der Technologiekrise ihre Jobs verloren hatten. 

Diese Beispiele zeigen, dass antizyklisches Recruiting nicht nur dazu dient, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, sondern auch, um das Unternehmen strategisch neu auszurichten, Marktanteile zu gewinnen und sich für den nächsten Aufschwung zu positionieren. Nicht schlecht, oder? 

Antizyklisches Recruiting ist mehr als nur ein Buzzword. 

Damit kommen wir zu folgenden Fazit: Antizyklisches Recruiting ist definitiv mehr als nur ein Buzzword. Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, proaktiv zu agieren und sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten einen Vorteil zu verschaffen. Es erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, Strategie und die Bereitschaft, gegen den Strom zu schwimmen. Dann könnte es die Investition sein, die Ihr Unternehmen in eine stärkere Zukunft führt. 

Falls Sie noch heute die ein oder andere Stellenanzeige schalten wollen – wir sind für Sie da!