Stellenanzeigen schreiben mit Chat GPT?

Der neue Chatbot ChatGPT sorgt im Moment im Netz für mächtig Wirbel. Das GPT im Namen steht für Generative Pre-Trained Transformer, was nichts anderes heißt, als dass das Tool Fragen beantworten kann, die Sie ihm schriftlich stellen. Noch dazu lassen sich die Antworttexte des Bots so lesen, als hätte ein Mensch sie verfasst. Hier stellt sich die Frage: Taugt das Tool auch für das Recruiting? Könnte der Bot zum Beispiel bei der Formulierung von Stellenanzeigen helfen? Wir haben es getestet.

Artikel vom 3. Februar 2023

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Was ist ChatGPT? 

Der Chatbot ChatGPT ist von dem Startup OpenAI entwickelt worden. Die Anwendung ist denkbar einfach: Sie stellen dem Tool schriftlich Fragen oder geben ihm Anweisungen und der Bot antwortet mit einem fertigen Textblock. Das Beeindruckende dabei: Die Antworten, die die Software zusammenträgt, fallen oft erstaunlich eloquent aus. Außerdem geht die KI bei manchen Themen durchaus ins Eingemachte und beantwortet Fragen in einer gewissen Tiefe.  

Dazu wurde der Chatbot mit einer Unmenge an Zahlen, Daten und Fakten zu allen erdenklichen Themen gefüttert und trainiert, aus diesen Informationen die richtigen Antworten herauszufiltern. Was in der Theorie so einfach klingt, ist in der Praxis allerdings ein hochkomplexer Prozess mit immensem Programmieraufwand, für den Tonnen von Programmcodes geschrieben werden mussten.  

ChatGPT liefert oft fundierte Inhalte 

Ein Aufwand, der sich aber ganz offensichtlich ausgezahlt hat. Eine kurze Netzrecherche zeigt: Viele User äußern sich über das Tool sehr positiv und loben die hohe Qualität der Antworten des Chatbots. Allerdings scheint die Richtigkeit der Antworten extrem von der Frage, die Sie dem Chatbot stellen, abhängig zu sein. Das hat jedenfalls der Experte für KI, Gary Marcus, festgestellt. In einem Moment äußere sich das Tool brillant und im nächsten atemberaubend dumm. So wird Marcus auf Wikipedia zitiert. 

Das dürfte hauptsächlich daran liegen, dass die Künstliche Intelligenz von ChatGPT noch in der Betaphase ist. Dem Tool fehlt es noch an Daten. Blind vertrauen kann man dem Chatbot also derzeit noch nicht. Doch die Entwickler*nnen der Herstellerfirma Open AI arbeiten fieberhaft daran, dass sich das über kurz oder lang ändert.  

Wo kann ChatGPT unterstützen?  

Dann könnte ChatGPT in vielen Bereichen ein wertvoller Helfer sein. Mit dem Tool lassen sich zum Beispiel erste Textvorlagen für Marketingtexte, Präsentationen oder auch für Karriere-Websiten erstellen. Denkbar wäre auch, dass ChatGPT bei der Erstellung von Stellenanzeigen hilft.  

Wir haben das jetzt schon mal getestet und hinterfragt, was das Tool antwortet, wenn man es etwa nach dem Jobprofil eines Maschinenbauingenieurs befragt. Die Antwort kam prompt. Aber lesen Sie selbst:  

„Als Maschinenbauingenieur sind sie verantwortlich für die Entwicklung, Konstruktion und Produktion von Maschinen und Anlagen. Sie arbeiten in einem Team von Ingenieuren und Technikern und tragen die Verantwortung für die Umsetzung von Projekten von der Konzeption bis zur Fertigstellung. 

Anforderungen: 

  • Abgeschlossenes Studium im Bereich Maschinenbau oder eine vergleichbare Qualifikation 

  • Berufserfahrung in der Konstruktion und Entwicklung von Maschinen und Anlagen 

  • Gute Kenntnisse in CAD-Software und FEM-Simulation 

  • Erfahrung in der Anwendung von Normen und Richtlinien für Maschinensicherheit 

  • Gute Kenntnisse in Projektmanagement und Projektablaufplanung 

  • Gute Kommunikations- und Teamfähigkeit 

  • Hohe Motivation und Eigeninitiative 

Besondere Kenntnisse: 

  • Kenntnisse in der Automatisierungstechnik und Steuerungstechnik 

  • Erfahrung in der Anwendung von Lean-Methoden und Six Sigma 

  • Kenntnisse in der Produktionstechnik und Fertigungsverfahren 

  • Erfahrung in der Anwendung von Finite-Elemente-Methoden (FEM) 

  • Kenntnisse in der Regelungstechnik und Prozessleittechnik.“ 

Wo sind die Grenzen von ChatGPT erreicht?  

Gar nicht mal schlecht, oder? Im nächsten Schritt müssten Sie die Angaben des Chatbots eigentlich nur noch auf Richtigkeit überprüfen und auf Ihr Unternehmen anpassen. Das mag mal mehr, mal weniger Arbeit sein. Aber ein Grundgerüst für Ihr Jobprofil könnte Ihnen das Tool durchaus liefern…  

Aber wie weit geht die Unterstützung von ChatGPT? Kann der Bot auch ein Arbeitgeberprofil für eine Stellenanzeige schreiben? Eher nicht. Hier gerät das Tool in Straucheln und ist ganz offensichtlich überfragt. Auf die Frage „Was bietet stellenonline.de als Arbeitgeber?“, erscheint die folgende Antwort:  

Ich kann leider nicht sagen, da ich keine Informationen über stellenonline.de als Arbeitgeber habe. Es wäre am besten, direkt die Website von stellenonline.de oder die Karriereseite des Unternehmens zu besuchen, um mehr über die Angebote als Arbeitgeber zu erfahren.   

Ein einmaliger Patzer? Wir wagen direkt einen neuen Versuch und fragen, was andere Arbeitgeber auszeichnet.  Als wir zum Beispiel nach den Arbeitgeberleistungen von StepStone fragen, kommt sogar eine falsche Antwort:  

Stepstone ist nicht selbst ein Arbeitgeber, sondern bietet lediglich Dienstleistungen für Arbeitgeber und Arbeitssuchende an. 

Das ist natürlich Quatsch. 

Unser Fazit 

Unsere Versuche mit ChatGPT zeigen: Das Tool ist bei weitem noch nicht ausgereift und noch stark ausbaufähig. Falls Sie es als Helfer im Recruiting einsetzen wollen, ist es wichtig, dass Sie alle Angaben auf Herz und Nieren prüfen, die der Bot Ihnen nahelegt. Eine ganze Stellenanzeige werden Sie mit der Software zum jetztigen Zeitpunkt nicht erstellen können, aber durchaus Teile davon.  

Gut einsetzbar dürfte der Chatbot vor allem bei der Erstellung von Stellenanzeigen für Jobs sein mit einer genau festgelegten Aufgabenbandbreite, die bei jedem Arbeitgeber gleich ist. Dann dürfte das Tool durchaus handfeste Informationen liefern.  

Wenn es hingegen um hochspezifische Spezialisten- oder Führungs-Positionen geht, könnte die KI schnell an ihre Grenzen kommen. Diese sind von Unternehmen zu Unternehmen so verschieden, dass ChatGPT hier keine guten Ergebnisse liefern wird, weil es keine eindeutigen Informationen gibt.  

Wir finden: Der kurze Ausflug in die Welt der Chatbots war durchaus spannend und hat uns Spaß gemacht. Die Zukunft hat ihre Schatten voraus geworfen.