Arbeiten nach der Elternzeit

Die Rückkehr in den Beruf nach der Elternzeit stellt für viele Mütter und Väter eine spannende Phase im Leben dar. Es ist ein Moment, der von Vorfreude, Unsicherheit und häufig auch von beruflichen Neuorientierungen geprägt ist. Das ist natürlich auch für Arbeitgeber relevant. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Perspektiven rund um das Thema „Arbeiten nach der Elternzeit“ und zeigt Arbeitnehmern und Arbeitgebern Wege auf, den Übergang in den beruflichen Alltag erfolgreich zu gestalten.

Artikel vom 22. November 2024

None

Rückkehr nach der Elternzeit: Welche Rechte und Pflichten sind zu beachten? 

Die rechtlichen Grundlagen für den Wiedereinstieg nach der Elternzeit bieten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern einen umfassenden Schutz und Arbeitgebern eine Orientierung. Der wichtigste Punkt ist das Recht auf Rückkehr an den Arbeitsplatz nach der Elternzeit, das im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) verankert ist. Während der Elternzeit genießen Arbeitnehmer:innen einen besonderen Kündigungsschutz.  

Aber auch nach der Elternzeit bestehen konkrete Rechte: 

  • Arbeitnehmenende haben das Recht, nach der Elternzeit an ihren vorherigen Arbeitsplatz zurückzukehren. Falls dies nicht möglich ist, muss ihnen eine gleichwertige Position angeboten werden. Eine schlechtere Einstufung oder Entgeltminderung ist dabei nicht zulässig. 
  • Während der Elternzeit besteht ein besonderer Kündigungsschutz. Dies bedeutet, dass der Arbeitgeber in der Regel während dieser Zeit und bis vier Wochen nach der Elternzeit keine Kündigung aussprechen darf. Dieser Schutz kann nur in Ausnahmefällen aufgehoben werden, etwa bei Betriebsschließungen. 
  • Nach der Elternzeit haben Mütter und Väter das Recht, eine Teilzeitbeschäftigung zu beantragen, wenn sie sich nicht sofort für eine Rückkehr in eine Vollzeitstelle entscheiden. Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern sind verpflichtet, diesem Antrag nachzukommen, sofern betriebliche Gründe dem nicht entgegenstehen. 
  • Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass sowohl Mütter als auch Väter Anspruch auf Elternzeit haben. Sie können bis zu 36 Monate Elternzeit nehmen, davon bis zu 24 Monate bis zum vollendeten dritten Lebensjahr des Kindes und bis zu 12 Monate bis zum achten Lebensjahr. 

Wie gestaltet sich die Rückkehr ins Arbeitsleben? 

Die Rückkehr ins Arbeitsleben nach der Elternzeit erfordert eine frühzeitige Planung und klare Kommunikation zwischen Arbeitnehmenden und dem Arbeitgeber. Der erste Schritt ist die rechtzeitige Anmeldung der Rückkehr.  

Eltern müssen dem Arbeitgeber mindestens sieben Wochen vor dem Ende der Elternzeit mitteilen, dass sie zurückkehren möchten. Dabei sollten sie auch angeben, ob sie in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten wollen. 

Der Prozess der Rückkehr an den Arbeitsplatz untergliedert sich in verschiedene Schritte: 

  • Vor der tatsächlichen Rückkehr findet in vielen Unternehmen ein Rückkehrgespräch statt. In diesem werden die Erwartungen beider Seiten geklärt. Hier können Arbeitnehmende Wünsche hinsichtlich der Arbeitszeit, des Arbeitsortes oder einer möglichen Neuverteilung der Aufgaben äußern. 
  • Oft verändert sich während der Elternzeit die Arbeitswelt. Es können neue Technologien, Projekte oder Kollegen hinzugekommen sein. Eine strukturierte Einarbeitung ist daher wichtig, um den Rückkehrer wieder in den Arbeitsfluss zu integrieren. Arbeitgeber sollten hier unterstützend wirken, indem sie Schulungen oder eine Einarbeitungsphase anbieten. 
  • Viele Rückkehrer möchten ihre Arbeitszeit reduzieren oder in flexiblen Modellen arbeiten, um die Betreuung des Kindes mit den beruflichen Anforderungen zu vereinbaren. Arbeitgeber sollten bereit sein, über Homeoffice, Gleitzeit oder Teilzeitmodelle zu sprechen, um eine Balance zwischen Familie und Beruf zu ermöglichen. 

Zu klärende Fragen 

Bei der Rückkehr in den Job können diverse Fragen auftauchen, die frühzeitig zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geklärt werden sollten: 

  • Möchte der oder die Rückkehrer:in in Teilzeit arbeiten, muss dies rechtzeitig angemeldet und vertraglich festgehalten werden. Ebenso können Modelle wie die 4-Tage-Woche oder flexible Arbeitszeitregelungen besprochen werden. 
  • Hat sich die Position während der Abwesenheit des Mitarbeiters verändert oder wurden Strukturen im Unternehmen umgestellt, sollte der Rückkehrer über diese Änderungen informiert werden und klarstellen, ob er in der neuen Umgebung arbeiten möchte. 
  • Bei Veränderungen der Teamstruktur oder neuer Aufgabenverteilungen sollte der Rückkehrer gegebenenfalls auf eine neue Rolle vorbereitet werden, die ebenfalls vertraglich festgelegt werden kann. 

Herausforderungen und Chancen für Arbeitgeber 

Einer der wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Wiedereingliederung nach der Elternzeit ist eine gewisse Flexibilität des Arbeitgebers. Die Lebensumstände der Rückkehrer:innen haben sich durch die Betreuung eines Kindes meist stark verändert. Daher ist es entscheidend, dass Arbeitgeber bereit sind, gemeinsam mit den Mitarbeitenden nach flexiblen Lösungen zu suchen. 

Viele Eltern möchten zunächst in Teilzeit zurückkehren, um die Kinderbetreuung besser mit dem Beruf vereinbaren zu können. Arbeitgeber sollten daher verschiedene Teilzeitmodelle anbieten, die individuell auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter abgestimmt sind. Auch das Angebot von Homeoffice ist ein Segen für Eltern – denn es gibt ihnen die Möglichkeit, flexibel von zu Hause aus zu arbeiten.  

Die Einführung von Gleitzeitmodellen oder flexiblen Arbeitszeiten kann ebenfalls eine große Erleichterung sein, wenn es darum geht, die Kinderbetreuung und den Beruf unter einen Hut zu bringen. Eltern können so ihre Arbeit an die familiären Bedürfnisse anpassen, was gleichzeitig ihre Motivation und Produktivität steigert. 

Frühzeitige Planung ist das A und O 

Für Unternehmen ist es wichtig, frühzeitig mit der Planung der Rückkehr der Mitarbeiter:innen nach der Elternzeit zu beginnen. Eine klare Kommunikation und transparente Absprachen helfen dabei, den Übergang reibungslos zu gestalten. 

Was ist dabei zu beachten? Arbeitgeber sollten mit ihren Mitarbeitenden bereits vor Beginn der Elternzeit den Rückkehrzeitpunkt besprechen und diese Absprache regelmäßig überprüfen. So können beide Seiten flexibel auf Veränderungen reagieren, die sich beispielsweise durch eine verlängerte Elternzeit oder eine frühere Rückkehr ergeben können. 

Während der Elternzeit muss eine Vertretung für den betroffenen Mütter und Väter gefunden werden. Dies sollte so frühzeitig geplant werden, dass der Übergang reibungslos verläuft, sowohl bei Beginn der Elternzeit als auch bei der Rückkehr. Die Übernahme der Aufgaben sollte strukturiert und in Zusammenarbeit mit dem Rückkehrer:innen erfolgen, um Wissenslücken zu vermeiden. 

Unterstützung bei der Wiedereingliederung 

Die Rückkehr nach einer längeren Auszeit kann für Mitarbeiter:innen eine Herausforderung sein, insbesondere wenn sich das Unternehmen oder die Arbeitsweise in ihrer Abwesenheit verändert hat. Arbeitgeber können hier durch gezielte Maßnahmen unterstützen. 

  1. Schulungen und Weiterbildung: Während der Elternzeit können neue Tools, Technologien oder Prozesse im Unternehmen eingeführt worden sein. Rückkehrer sollten durch Schulungen und Weiterbildungsmaßnahmen auf den neuesten Stand gebracht werden, um ihnen den Einstieg zu erleichtern. 
  2. Mentoring und Coaching: Ein erfahrener Kollege oder Mentor kann dem oder der Rückkehrer:in bei der Wiedereingliederung zur Seite stehen. Mentoring-Programme oder regelmäßige Coaching-Gespräche können helfen, offene Fragen zu klären und eventuelle Unsicherheiten abzubauen. 
  3. Einarbeitungszeit: Arbeitgeber sollten bedenken, dass Rückkehrende nach einer längeren Abwesenheit Zeit benötigen, um sich wieder vollständig in den Arbeitsalltag einzuarbeiten. Eine festgelegte Einarbeitungsphase, in der der Mütter und Väter langsam an ihre alten oder neuen Aufgaben herangeführt werden, kann hier Abhilfe schaffen. 

Vorteile für den Arbeitgeber 

Die Unterstützung von Mitarbeitenden nach der Elternzeit bringt nicht nur Herausforderungen mit sich, sondern auch viele Chancen für das Unternehmen. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur kann langfristig zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und -bindung führen. 

Unternehmen, die ihre Angestellten bei der Rückkehr unterstützen und flexible Arbeitsmodelle anbieten, signalisieren, dass sie die familiären Verpflichtungen ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen. Dies führt zu einer höheren Loyalität und geringeren Fluktuation. 

Arbeitgeber, die sich als familienfreundlich positionieren, verbessern auch ihr Image auf dem Arbeitsmarkt. Dies kann ein wesentlicher Faktor bei der Gewinnung von neuen Fachkräften sein, insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. 

Studien zeigen, dass Mitarbeiter:innen, die flexibel arbeiten können und sich von ihrem Arbeitgeber unterstützt fühlen, produktiver und motivierter sind. Flexibilität schafft nicht nur Zufriedenheit, sondern trägt auch dazu bei, dass Mitarbeiter ihre Aufgaben effizienter erledigen. 

Best Practices für Arbeitgeber 

Sowohl Arbeitnehmer:innen als auch Arbeitgeber profitieren von gut geplanten Rückkehrprogrammen. Arbeitnehmer erhalten die nötige Unterstützung, um wieder in den Beruf einzusteigen oder sich beruflich neu zu orientieren, während Unternehmen durch flexible Modelle und individuelle Betreuung ihre qualifizierten Fachkräfte halten können.  

Entscheidend für den Erfolg ist die Bereitschaft beider Seiten, flexibel auf die veränderten Bedürfnisse einzugehen und gemeinsam Wege zu finden, Beruf und Familie in Einklang zu bringen.  

Die folgenden Praxisbeispiele zeigen, wie es funktionieren kann:  

  • Siemens ist bekannt für seine familienfreundliche Unternehmenskultur. Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeitenden verschiedene Rückkehrmodelle nach der Elternzeit an, darunter flexible Teilzeitoptionen, Homeoffice-Möglichkeiten und individuelle Rückkehrpläne, die an die jeweilige Familiensituation angepasst werden. Siemens geht proaktiv auf Mütter und Väter zu und unterstützt sie durch Fortbildungen und Schulungen, um die Wiedereingliederung nach einer längeren Auszeit zu erleichtern. 
  • SAP bietet ein strukturiertes Mentoring-Programm für Mitarbeitende, die nach der Elternzeit zurückkehren. Jeder oder jede Rückkehrer:in wird einem Mentor zugeordnet, der ihm hilft, sich in den Arbeitsalltag wieder einzufinden und sich mit neuen Technologien und Prozessen vertraut zu machen. Dieses Programm hilft Rückkehrern, sich schneller und effizienter zu integrieren, und bietet gleichzeitig eine individuelle Betreuung. 
  • Die Deutsche Telekom hat erkannt, dass viele Eltern, die nach der Elternzeit zurückkehren, Führungsverantwortung übernehmen wollen, aber in Teilzeit arbeiten möchten. Daher bietet das Unternehmen Teilzeit-Führungspositionen an, die es den Rückkehrer:innen ermöglichen, weiterhin Verantwortung zu übernehmen, ohne dass dies zu Lasten der Familienzeit geht. Dies ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie Unternehmen auch hochqualifizierte Rückkehrer halten können, die gleichzeitig eine bessere Work-Life-Balance suchen. 
  • Bosch setzt auf ein sogenanntes Reboarding-Programm, das speziell für Rückkehrer:innen nach der Elternzeit entwickelt wurde. Das Programm bietet Rückkehrern strukturierte Einarbeitungspläne, Schulungen zu neuen Technologien und Prozessen sowie ein persönliches Coaching. Dies stellt sicher, dass die Mitarbeitenden nach einer längeren Pause wieder schnell produktiv werden und sich gut im Team integrieren können. 

Umorientierung nach der Elternzeit 

So sehr sich Unternehmen auch bemühen – manchmal bleibt die Rückkehr aus der Elternzeit schlichtweg aus. Für manche Mütter und Väter stellt die Elternzeit eine Gelegenheit, das eigene berufliche Leben zu reflektieren und neu zu gestalten.  

Die Rückkehr in den alten Job ist eine Option, aber es gibt auch zahlreiche andere Möglichkeiten, sich beruflich neu zu orientieren und den Karriereweg an die veränderten Lebensumstände anzupassen. Hier sind einige der gängigsten Wege, die Arbeitnehmer in Betracht ziehen können: 

#1 Neue Ausbildung oder Weiterbildung 

Ein häufiger Gedanke nach der Elternzeit ist der Wunsch, eine neue Ausbildung oder eine Weiterbildung zu beginnen. Die Zeit mit dem Kind führt oft dazu, dass Eltern ihre beruflichen Prioritäten überdenken und den Wunsch nach einem Neustart oder einer Qualifizierung verspüren. 

#2 Quereinstieg 

Der Quereinstieg in ein neues Berufsfeld kann nach der Elternzeit eine spannende Möglichkeit sein, wenn Eltern feststellen, dass ihre bisherigen Tätigkeiten nicht mehr zu ihren neuen Lebensumständen oder Interessen passen. In vielen Branchen sind Quereinsteiger inzwischen willkommen, insbesondere wenn sie Fähigkeiten oder Erfahrungen aus anderen Bereichen mitbringen, die nützlich sind. Der Quereinstieg bietet die Möglichkeit, ein völlig neues Tätigkeitsfeld zu entdecken, sei es in der IT, im Sozialwesen, in der Bildung oder in anderen wachstumsstarken Branchen. 

#3 Studium oder Fortbildung 

Für viele Mütter und Väter bietet sich nach der Elternzeit die Möglichkeit, ein Studium oder eine weiterführende Ausbildung in Angriff zu nehmen. Dies kann eine längerfristige Investition in die Zukunft sein, die sich gerade im Hinblick auf spätere Karrieremöglichkeiten auszahlen kann. 

Ein Teilzeitstudium oder Fernstudium kann eine flexible Option sein, um sich parallel zur Elternzeit oder während eines Teilzeitjobs weiterzubilden. Universitäten und Fachhochschulen bieten mittlerweile eine Vielzahl an Studiengängen an, die berufsbegleitend absolviert werden können. Dies bietet Eltern die Möglichkeit, ihre Qualifikationen zu erweitern, ohne sofort in den Vollzeitjob zurückkehren zu müssen. 

#4 Selbstständigkeit 

Die Selbstständigkeit ist für viele Mütter und Väter nach der Elternzeit eine attraktive Option, um mehr Flexibilität und Eigenverantwortung in den beruflichen Alltag zu bringen. Viele Eltern entscheiden sich nach der Elternzeit, ihr eigenes Unternehmen zu gründen, sei es in einer Nische, die sie während der Kindererziehung entdeckt haben, oder in einem Bereich, in dem sie bereits Expertise besitzen. Die Selbstständigkeit bietet die Möglichkeit, die Arbeitszeiten und -bedingungen flexibel zu gestalten und Beruf und Familie besser zu vereinbaren. 

#5 Minijob während der Elternzeit 

Ein Minijob während oder nach der Elternzeit kann eine Möglichkeit sein, langsam wieder ins Berufsleben einzusteigen, ohne gleich eine Voll- oder Teilzeitstelle anzunehmen. Für viele Eltern ist ein Minijob eine ideale Übergangslösung, um erste Berufserfahrungen nach der Elternzeit zu sammeln und gleichzeitig weiterhin viel Zeit für die Kinderbetreuung zu haben. Ein Minijob ermöglicht es, flexibel zu arbeiten und gleichzeitig steuer- und sozialversicherungsrechtliche Vorteile zu nutzen.