Gehalt: Das Tabuthema -Tipps für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung
Gehaltstransparenz ist bei der Bewerbung auf einen neuen Job ein entscheidender Faktor – so viel steht fest. 9 von 10 Bewerbern würden sich eher auf einen Job bewerben, wenn das künftige Einkommen von Anfang an offengelegt würde. Am besten schon in der Stellenanzeige: In diesem Artikel diskutieren wir die Herausforderungen und Unsicherheiten, die mit dem Tabuthema Gehalt für Bewerber einhergehen und geben praktische Tipps zur Gehaltsverhandlung. Damit‘s umso schneller mit dem nächsten Job klappt.
Artikel vom 6. August 2024
Gehalt: Arbeitgeber hüllen sich in Schweigen
„Bitte geben Sie neben Ihrem frühestmöglichen Eintrittstermin auch Ihre Gehaltsvorstellung ein.“ Dieser Satz ist so ziemlich in jeder Stellenanzeige zu finden, doch eine Gehaltsrange, die der Arbeitgeber für die ausgeschriebene Position zahlen würde, findet sich meist nicht. Das stellt Talente vor immense Probleme, sich selbst einzuschätzen.
- Geben Sie zu wenig an, riskieren Sie, dass Ihre Fähigkeiten und Erfahrungen unterbewertet werden und Sie letztendlich mit einem Gehalt dastehen, das weit unter dem Marktwert liegt. Dies kann zu Unzufriedenheit und Demotivation führen, was sich langfristig negativ auf die Arbeitsleistung und das allgemeine Wohlbefinden auswirkt.
- Geben Sie hingegen zu viel an, besteht die Gefahr, dass Ihre Bewerbung von vornherein aussortiert wird, weil Sie als zu teuer eingeschätzt werden. Dies kann insbesondere dann problematisch sein, wenn der Arbeitgeber ein striktes Budget für die Position hat und keine Flexibilität zeigt. Darüber hinaus kann eine zu hohe Gehaltsforderung das Bild vermitteln, dass Sie sich nicht ausreichend über die branchenüblichen Gehälter informiert haben oder überhöhte Erwartungen haben.
Die fehlende Transparenz seitens der Arbeitgeber führt somit zu einer unsicheren Ausgangslage für Bewerber. Manche überfordert das so sehr, dass 6 von 10 Talenten sogar schon einmal auf die Bewerbung für eine eigentlich passende Stelle verzichtet haben.
EU-Gesetz fordert mehr Transparenz in Sachen Gehalt
Die gute Nachricht: Spätestens 2026 kehrt mehr Durchblick für Bewerber ein. Eine neue EU-Richtlinie verpflichtet Arbeitgeber ab dann dazu, deutlich früher über das Thema Gehalt zu sprechen. Am besten bereits in der Stellenanzeige, mindestens aber vor dem ersten Jobinterview.
Bis dahin bleibt es wahrscheinlich an den Bewerbern, das Beste aus der Situation zu machen und ihre Gehaltsvorstellungen selbstbewusst, aber realistisch zu vertreten. Eine gute Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung hilft.
Marktübliches Gehalt: Vorbereitung, Recherche und eigene Wertigkeit
Der erste Schritt zur erfolgreichen Gehaltsverhandlung ist die gründliche Recherche über das marktübliche Gehalt für die angestrebte Position. Es gibt mehrere Möglichkeiten, um sich darüber zu informieren:
- Gehaltsvergleichsportale: Webseiten wie Glassdoor, Kununu und stellenonline.de bieten umfassende Gehaltsdaten, die nach Branche, Berufserfahrung und Standort gefiltert werden können.
- Branchenspezifische Berichte: Viele Berufsverbände und Fachzeitschriften veröffentlichen regelmäßig Gehaltsstudien und Marktanalysen.
- Netzwerke: Gespräche mit Kollegen, ehemaligen Mitarbeitern oder Kontakten in der Branche können wertvolle Informationen liefern.
Neben der Marktanalyse ist es wichtig, den eigenen Wert realistisch einzuschätzen. Hier kann eine Liste aller relevanten Fähigkeiten, Qualifikationen und beruflichen Erfahrungen helfen. Sie sollte konkrete Beispiele für Erfolge beinhalten und den Mehrwert beleuchten, den man bisherigen Arbeitgebern gebracht hat. Auch Zusatzqualifikationen, Weiterbildungen und besondere Fähigkeiten, die den eigenen Marktwert erhöhen, spielen eine Rolle.
Sich strategisch ins beste Licht rücken
Bei der Gehaltsverhandlung sollten diese Schwerpunkte strategisch genutzt werden, um sich zu positionieren. Betonen Sie zu Beginn der Verhandlung die wichtigsten Fähigkeiten und Qualifikationen, die für die ausgeschriebene Position relevant sind. Zeigen Sie so, dass Sie die notwendigen Grundlagen für den Job mitbringen und darüber hinaus wertvolle Zusatzkompetenzen besitzen.
Durch eine gut vorbereitete und durchdachte Präsentation Ihrer persönlichen Mehrwerte Schwerpunkte nehmen Sie eine starke Verhandlungsposition ein und haben gute Chancen, Ihre Gehaltsvorstellungen durchzusetzen. Auch ein selbstbewusstes Auftreten ist entscheidend für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung.
Darauf kommt es an:
- Eine aufrechte Haltung, Blickkontakt und ein fester Händedruck vermitteln Selbstsicherheit.
- Kommunizieren Sie Ihre Gehaltsvorstellungen klar und ohne Umschweife.
- Bewahren Sie eine positive und lösungsorientierte Einstellung, auch wenn die Verhandlung schwierig wird.
Effektive Kommunikationstechniken können den Verlauf der Gehaltsverhandlung außerdem positiv beeinflussen. Hier ein paar Tipps:
- Hören Sie aufmerksam zu und gehen Sie auf die Bedürfnisse und Vorschläge des Arbeitgebers ein.
- Stellen Sie offene Fragen, um die Gehaltsstruktur des Unternehmens besser zu verstehen und mögliche Spielräume auszuloten.
Wann nach Gehalt fragen? Timing und der richtige Moment für die Gehaltsfrage
Entscheidend ist auch der Zeitpunkt, wann das Thema Gehalt angesprochen wird. Auf keinen Fall gilt es, gleich zu Beginn des Vorstellungsgesprächs mit der Tür ins Haus zu fallen. Lieber abwarten, bis der Arbeitgeber ein konkretes Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert. Noch besser ist es, zu warten, bis der Arbeitgeber selbst nach den Gehaltsvorstellungen fragt. Das ist der richtige Moment, um das Thema miteinander zu besprechen.
Während der Verhandlung ist es wichtig, sich von seiner flexiblen Seite zu zeigen. Oft gibt es gewisse Spielräume, wenn das Gehalt nicht über einen gewissen Betrag hinaus verhandelbar ist. Dann können andere Vergütungsmodelle wie Boni, zusätzliche Urlaubstage, Weiterbildungsangebote oder flexible Arbeitszeiten angesprochen werden. Auch Vereinbarungen über zukünftige Gehaltserhöhungen basierend auf Leistungszielen können eine attraktive Option sein.
Ermutigung für Bewerber, das Thema Gehalt selbstbewusst anzugehen
Unser Fazit: Bewerber sollten sich nicht scheuen, das Thema Gehalt realistisch und selbstbewusst anzugehen. Selbstbewusste Verhandlungen führen nicht nur zu einer fairen Entlohnung, sondern stärken auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den beruflichen Werdegang. Wir drücken die Daumen!
Weiterführende Tipps und Informationen:
Last but not least haben wir noch ein paar Link- und Buchtipps zum Thema „Gehalt verhandeln“ zusammengestellt. So gehen Sie besser vorbereitet in ihre Verhandlungen und setzen ihre Gehaltsvorstellungen erfolgreich durch.
Gehaltsrechner und Vergleichsportale:
- stellenonline.de: Gehaltsvergleich
- Payscale: Payscale Gehaltsvergleich
- Kununu: Kununu Gehaltsvergleich
Literatur- und Linktipps zum Thema Gehaltsverhandlung
- "Die Kunst der Gehaltsverhandlung: So setzen Sie Ihre Forderungen erfolgreich durch" von Jack Nasher
- "Negotiating Your Salary: How to Make $1000 a Minute" von Jack Chapman
- "Die Kunst der Gehaltsverhandlung: So setzen Sie Ihre Forderungen erfolgreich durch" von Jack Nasher
- "Negotiating Your Salary: How to Make $1000 a Minute" von Jack Chapman
- "Getting to Yes: Negotiating Agreement Without Giving In" von Roger Fisher und William Ury
- "Ask For It: How Women Can Use the Power of Negotiation to Get What They Really Want" von Linda Babcock und Sara Laschever
Ansprechpartner und Beratungsstellen für Gehaltsfragen
- Gewerkschaften und Berufsverbände: Viele Branchenverbände und Gewerkschaften bieten Beratung und Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen.
- Ver.di (Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft): verdi.de
- IG Metall: igmetall.de
- Beratungsdienste für Beruf und Karriere:
- Bundesagentur für Arbeit (Deutschland): arbeitsagentur.de
- Berufsverbände und Karrierezentren: Viele Hochschulen und Universitäten bieten Karrieredienste an, die Unterstützung bei Gehaltsverhandlungen bieten.
- Online-Communities und Foren: Plattformen wie LinkedIn bieten Gruppen und Foren, in denen Gehaltsverhandlungstipps und Erfahrungen ausgetauscht werden können.
- LinkedIn: LinkedIn Career Advice