Azubi-Mangel

Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. Im Spätsommer beginnt die Ausbildungszeit, doch noch sind zahlreiche Stellen unbesetzt. Die Bewerberzahlen sind in diesem Jahr besonders niedrig. Wie können KMU diese Herausforderung lösen? Wir geben Tipps fürs Recruiting in der letzten Minute.

Artikel vom 22. August 2023

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Der Status Quo auf dem Arbeitsmarkt

Es sieht nicht gut aus für das bevorstehende Ausbildungsjahr. Laut Erhebungen der Bundesagentur für Arbeit sind in Deutschland derzeit noch rund 275.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Der Mangel an Azubis hat verschiedene Auslöser:  

  • Demographischer Wandel: In Deutschland nimmt die Anzahl älterer Menschen kontinuierlich zu, während die Zahl Jüngerer zurückgeht. Die steigende Lebenserwartung und die niedrige Geburtenrate führen dazu, dass die Gesellschaft langsam vor sich hin altert. Das hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Ausbildungssituation. Da weniger junge Menschen nachkommen, stehen weniger Schulabgänger für eine Ausbildung zur Verfügung. 
  • Geburtenschwache Jahrgänge: Zu Beginn der 2000er Jahre wurden in Deutschland weniger Kinder geboren als in den Jahren davor. Diese geburtenschwachen Jahrgänge erreichen nun das Alter, in dem sie die Schule verlassen und eine Ausbildung beginnen könnten. Die deutlich geringere Anzahl an Schulabgängern führt jedoch zu einem spürbar geringeren Angebot an potenziellen Auszubildenden. 
  • Studium bevorzugt: Seit ein paar Jahren schlägt das Herz vieler junger Menschen mit Gymnasialabschluss eher für ein Studium. Ein Studium wird oft als attraktivere Option wahrgenommen, da es mit besseren Verdienstmöglichkeiten und besseren beruflichen Perspektiven in Verbindung gebracht wird. Eine berufliche Ausbildung ist deshalb häufig nur die zweite Wahl. Dies führt dazu, dass sich weniger Jugendliche für eine duale Ausbildung entscheiden. 

Azubi-Mangel: KMU sind extrem betroffen

Diese Faktoren tragen in Summe dazu bei, dass viele Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen, die aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen und Bekanntheit Schwierigkeiten haben, ausreichend Bewerberinnen und Bewerber anzuziehen. Der Azubi-Mangel trifft vor allem das Handwerk hart, aber auch Betriebe in der Hotellerie, Gaststätten und der Dienstleistungssektor haben Schwierigkeiten, Nachwuchskräfte zu finden.  

Viele KMUs haben bereits vor Monaten ihre Stellen ausgeschrieben, in der Hoffnung, frühzeitig qualifizierte Auszubildende zu gewinnen. Doch trotz ihrer Bemühungen sind viele Stellen immer noch unbesetzt. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Aktuell suchen immer noch rund 160.000 Bewerberinnen und Bewerber nach einem Ausbildungsplatz. Mit einem strategischen Last-Minute-Recruiting gelingt es auch Ihnen, geeignete Auszubildende zu finden. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt. 

 

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Nicht nur Qualifikationen, auch die Motivation ist Trumpf

Ein Grund dafür, dass Unternehmen und potenzielle Arbeitnehmer nicht zusammenfinden, liegt möglicherweise darin, dass Unternehmen oft zu hohe Ansprüche an Bewerberinnen und Bewerber stellen. Sie suchen nach perfekt passenden Kandidaten, die bereits über alle erforderlichen Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen und lehnen andere vorschnell ab. Doch gerade in Zeiten des Azubi-Mangels ist es wichtig, auch Bewerberinnen und Bewerber in Betracht zu ziehen, die nicht auf den ersten Blick perfekt geeignet erscheinen. 

Oftmals können fehlende Fähigkeiten oder Kenntnisse durch gezielte Schulungen oder Angebote ausgeglichen werden. Unternehmen können beispielsweise Rechtschreibkurse oder andere Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten, um Bewerbern die Chance zu geben, vorhandene Wissenslücken zu schließen. Mindestens genauso wichtig wie die reinen Qualifikationen ist die Motivation eines Bewerbers.  

Wie Sie der Motivation von Talenten auf die Schliche kommen

Arbeitgeber können die Motivation eines Bewerbers auf verschiedene Weisen testen: 

  • Der Klassiker: Schon ein aufmerksam formuliertes Bewerbungsschreiben kann erste Hinweise auf die Motivation des Bewerbers geben. Bezieht sich der oder die Bewerber*in konkret auf das Unternehmen und die Ausbildungsstelle und bringt ein ernstes Interesse an der Ausbildung zum Ausdruck? Ein gutes Zeichen! Offensichtlich hat sich das Talent mit Ihrem Unternehmen auseinandergesetzt und ist gut vorbereitet. 
  • Das Bewerbungsgespräch ist eine der wichtigsten Möglichkeiten, die Motivation eines Bewerbers zu ergründen. Fragen wie "Warum haben Sie sich gerade für diese Ausbildungsstelle beworben?" oder "Was reizt Sie an unserem Unternehmen?" helfen, die Motivation unter die Lupe zu nehmen. 
  • Ein Praktikum oder ein Probearbeitstag bietet Arbeitgebern die Möglichkeit, den Bewerber in der realen Arbeitsumgebung zu beobachten und seine Motivation aus erster Hand zu erleben. Während des Praktikums können Arbeitgeber sehen, wie engagiert und interessiert der Bewerber an den Tätigkeiten ist und wie gut er sich ins Team einfügt. 
  • Eignungstests und Assessment-Center können ebenfalls eingesetzt werden, um die Motivation eines Bewerbers zu testen. Bei spezifischen Aufgaben und Herausforderungen sehen Arbeitgeber, wie Bewerber auf unterschiedliche Situationen reagieren und welchen Biss sie  an den Tag legen, diese zu bewältigen. 

Stellenanzeigen dort schalten, wo Auszubildende sich bewegen

Wichtig für ein effektives Recruiting von Azubis ist auch, Stellenanzeigen dort auszuschreiben, wo Jugendliche nach ihnen suchen. Die Mehrheit der Jugendlichen nutzt Jobsuchmaschinen wie stellenonline und soziale Medien, um nach Ausbildungsplätzen zu suchen. Auf Jobsuchmaschinen laufen Stellenanzeigen aus verschiedenen Jobportalen einheitlich zusammen. Für angehende Auszubildende ist es extrem komfortabel, hier auf die Suche nach dem passenden Angebot zu suchen. Der Grund: Sie müssen nicht verschiedene Jobportale aufsuchen, sondern finden alles, was sie interessiert, an einer einheitlichen Stelle.  

Auch die Nutzung von Social-Media-Kanälen wie TikTok und Instagram kann helfen, die Zielgruppe direkt anzusprechen und auf die Ausbildungsangebote aufmerksam zu machen. Hier bieten sich parallel zur Stellenanzeigenschaltung bei einer Jobsuchmaschine spezielle Social-Media-Produkte an, die ergänzend hinzugebucht werden können. So erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit immens.   

Fazit: Strategisches Last-Minute-Recruiting und eine offene Einstellung helfen 

Der Azubi-Mangel stellt KMUs in Deutschland vor große Herausforderungen. Doch mit einem strategischen Last-Minute-Recruiting und einer offenen Einstellung gegenüber motivierten Bewerbern können viele der unbesetzten Ausbildungsplätze erfolgreich gefüllt werden. Bedenken Sie: Die Ausbildung junger Menschen ist nicht nur eine Verpflichtung, sondern auch eine Chance, die Zukunft des eigenen Unternehmens und der Gesellschaft positiv zu gestalten.